Dienstag, 15. November 2022, 20:00 Uhr, Bar offen ab 19:40 Uhr
Singsaal Schulhaus Feld, Tödistrasse 77, 8800 Thalwil
Fantastische Pilze
Regie: Louis Schwartzberg
Drehbuch: Mark Monroe
Land, Jahr: USA, 2019
Musik: Adam Peters
Originalversion (Englisch), deutsch untertitelt 80 Minuten, ab 10 Jahren
Ohne Pilze würden uns nicht nur Risotto ai Funghi, Käse, Bier und Brot fehlen – ohne Pilze gäbe es so gut wie gar nichts, so entscheidend sind sie für das Zusammenspiel des gesamten Ökosystems auf unserem Planeten.
Fantastische Pilze macht das unmissverständlich und mit ansteckendem Enthusiasmus klar und kratzt dabei nur grad an der metaphorischen Oberfläche, so riesig, komplex und überwiegend unerforscht ist das Thema.
Pilze halten sozusagen die Welt zusammen. Der grösste lebende Organismus ist nicht ein Walfisch, sondern ein Pilz. Bäume kommunizieren miteinander über Pilze. Pilze ernähren, vergiften und berauschen.
Eben: Fantastische Pilze.
Die Pilze, die in die Pfanne wandern, machen nur einen Bruchteil aller Pilzarten aus. Und sie machen auch nur den kleineren Teil des jeweiligen Pilzindividuums aus: Der Rest ist unterirdisch, was wir essen, ist sozusagen die Pilzfrucht. Die allermeisten Pilze produzieren keinen solchen Fruchtkörper.
Es gibt Pflanzen und Tiere, und dann gibt es Pilze, biologisch ein eigenes Reich. Es gibt bedeutend mehr Pilze als Tiere, nur schon, was die beschriebenen Arten betrifft, und die Dunkelziffer der unbekannten Arten wird als nochmals deutlich höher eingeschätzt.
Eine faszinierende Theorie sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem massiven Wachstum des menschlichen Gehirns in den vergangenen 2 Millionen Jahren und dem Konsum von Psilocybin, eine halluzinogene Komponente in verschiedenen Pilzen. Nicht abzustreiten ist die Affinität des Homo Sapiens mit Rauschmitteln aller Art (eine weitere Theorie meint, wir hätten die Landwirtschaft in erster Linie erfunden, um den Nachschub von Alkohol sicherzustellen) – eine Vorliebe, die wir übrigens mit erstaunlich vielen Tieren teilen.
Ein längeres und berührendes Segment des Films ist dem Konsum von Pilzen als bewusstseinsverändernde Droge gewidmet. Das Interesse gilt allerdings weniger den Magic Mushrooms als Partydroge und mehr ihrem Einsatz in der Psychiatrie. Die Forschung in diesem Gebiet hat bereits in den 1950ern und 60ern sehr vielversprechende Resultate gebracht, wurde dann aber im Zug von Nixons Krieg gegen die Drogen vollständig stillgelegt und erst nach einem Unterbruch von mehreren Jahrzehnten wieder aufgenommen.
Ein ganz eigener Genuss sind die Zeitrafferaufnahmen von Pilzen an der Arbeit (sozusagen). Louis Schwartzberg, der Regisseur, gilt als Pionier der Zeitraffertechnik, und er lässt hier gar nichts anbrennen. Mit Paul Stamets, einem selbstgeschulten, dabei doch hochrespektierten Pilzexperten hat er ausserdem einen faszinierenden und charismatischen Reiseleiter gefunden. Auch wenn die Begeisterung der Filmemacher hin und wieder zu überborden droht - der Trip durch die faszinierende Welt zu unseren Füssen ist unwiderstehlich.